Eine Frage, die sich viele Bauherren stellen lautet: Kann ich eigentlich KNX nachrüsten? Es erscheint zunächst durchaus naheliegend. Der Neubau wird mit einer konventionellen Elektroinstallation ausgestattet und später, wenn das Budget wieder entspannter ist, ein KNX System nachträglich hinzugefügt.
Warum das keine gute Idee ist und wie Sie es besser machen, zeigt Ihnen dieser kleine Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
KNX nachrüsten
Ein KNX-System wird, im Vergleich zu einer herkömmlichen Installation, nach einer grundsätzlich anderen Philosophie umgesetzt. Zwar sind manche Konzepte, wie z.B. die sternförmige Verkabelung der Steckdosen sehr ähnlich, aber bereits bei der Beleuchtung und der zugehörigen Taster bzw. Schalter gehen die Unterschiede so weit auseinander, dass sie sich später kaum mehr vereinen lassen.
In einem separaten Beitrag habe ich Ihnen die Unterschiede zwischen einer konventionellen Installation und einer KNX-Installation zusammengefasst.
Erst konventionell und dann KNX nachrüsten?
Eine Planung, bei der Sie zuerst konventionell verkabeln und später dann auf KNX umrüsten, wird aus zwei Gründen scheitern:
Erstens ist dieses Vorgehen die teuerste Variante, und zweitens wird die Umrüstung, wenn Sie erst einmal eingezogen sind, wahrscheinlich sowieso nicht mehr stattfinden.
Teurer ist es alleine schon deswegen, weil Sie die meisten Taster und Schalter, sowie Bedienelemente für Jalousien oder Raumtemperaturregelung bereits für die konventionelle Installation beschaffen müssen. Rüsten Sie später auf KNX auf, übernehmen sogenannte Tastsensoren bzw. Raumcontroller die Funktion mehrerer klassischer Bedienelemente. Ihre bisher verwendeten Schalter werden in der Regel nicht mehr benötigt. Selbiges gilt für Raumthermostate, herkömmliche Wettersensoren oder auch die Steuerungselektronik für Stellantriebe und Jalousiemotoren.

Wie machen Sie es besser?
Meine Empfehlung zum Thema KNX nachrüsten lautet daher:
Planen Sie von Anfang an mit KNX und verwerfen Sie den Versuch, zweigleisig zu fahren. Legen Sie sich direkt mit der Verkabelung die notwendige Basis und bauen Sie Ihr System Schritt für Schritt nach Ihren persönlichen Möglichkeiten aus.
Besonders flexibel für spätere Erweiterungen und Änderungen wird Ihre Installation durch den großzügigen Einsatz von Reihenklemmen im Stromkreisverteiler. Wie genau eine solche strukturierte Verkabelung ausgeführt wird, erfahren Sie detailliert in Teil 3 des großen Smart Home Kompendiums.

Die Basis muss stimmen
Nur in den allerwenigsten Fällen wird Ihr smartes Eigenheim von Anfang an komplett sein. Gute Erweiterungsfähigkeit und Flexibilität gehören zu den Grundprinzipien der intelligenten Gebäudeinstallation, daher müssen Sie sich an dieser Stelle wenig sorgen. Sorgen Sie vielmehr für die richtige Basis. Die dazu passende Erweiterungsschritte, die sich in der Praxis einfach umsetzen lassen, finden Sie in der nachfolgenden Auflistung. Generell gilt: Sparen Sie nicht an der Verkabelung, sondern führen Sie diese von Beginn an komplett aus. Ausgebaut wird Ihre Installation durch den Zukauf weiterer Geräte bzw. Busteilnehmer.
Mit einer professionellen KNX-Planung vermeiden Sie übrigens die typischen Fehler und setzen direkt die richtige Grundlage für Ihr Smart Home.
KNX erweitern statt nachrüsten
In der Praxis recht gut funktionierende Maßnahmen, um zunächst mit einem reduzierten Budget zu starten, sind:
Reduktion von Taster und Schalter
Was die Ausstattung Ihres Heims mit Schaltern und Tastern betrifft, denken Sie an den Grundsatz: Weniger ist mehr. Überlassen Sie das Schalten lieber einer Kombination aus Präsenzmeldern, Bewegungsmeldern, Szenen und zusätzlichen Logikfunktionen. Die Stellen, an denen Sie trotzdem Schalter benötigen, lassen sich ebenfalls Schritt für Schritt ausrüsten. Über eine zentrale Visualisierung können Sie alle nicht vorhandenen Schalter dennoch bedienen und kommen mit wenigen Einschränkungen sehr lange ohne die endgültigen Bedienelemente aus. Entgegen der obigen Auflistung benötigen Sie dafür aber bereits frühzeitig einen Automatisierungsrechner (eibPC, HomeServer, Lösung mit Linux-Server usw.). Eine sehr gute Lösung stelle ich Ihnen in der openHAB Beitragsreihe vor.
Eine schöne und kostengünstige Möglichkeit, einen Automatisierungsserver für Ihr Projekt aufzubauen ist übrigens der Raspberry PI. Ein sehr gut zusammengestelltes Komplettpaket (in der dritten Generation) mit Netzteil, großer SD-Karte, Kühlkörpern, Gehäuse, usw. finden Sie hier:
KNX Nachrüstmöglichkeiten
Falls Sie keine Möglichkeit haben, ein KNX-System mit der richtigen Basis von Anfang an einzuplanen oder die eine oder andere Komponente vergessen haben, bieten sich immer noch ein paar Alternativmöglichkeiten an:
- KNX-PL: das KNX-System über die Stromleitung (PL = Powerline)
- KNX-RF: eine funkbasierte KNX-Lösung
- Einbindung einer weiteren Technologie, wie z.B. EnOcean (über sogenannte Gateways) oder auch das Philips Hue System.
Das umfassende Handbuch
… und wenn Sie das Kompendium Heimautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co. mit Bestnoten noch nicht haben, können Sie es u.a. direkt beim herausgebenden Rheinwerk-Verlag erwerben. Natürlich mit kostenlosem Versand.
Im Beitrag Was kostet KNX finden Sie in der Praxis ermittelte Kostenbeispiele für Neubauten mit einem KNX-Bussystem.
Danke für die Tipps zum Erweitern von KNX. Mein Bruder ist Techniker für KNX-Systeme und ist auch für die Nachrüstung von KNX-Systeme zuständig. Gut zu wissen, dass so etwas teuer werden kann.